„Die Säule von Cape Cross – Koloniale Objekte und historische Gerechtigkeit“ – Rückgabe als Versöhnung?

Am 7. Juni 2018 eröffnete das Symposium „Historische Urteilskraft“ im Deutschen Historischen Museum“, es war der Beginn einer neuen Veranstaltungsreihe über umstrittener Exponate in Museen.  Beim Betreten des Deutschen Historischen Museums (DHM) fällt einem sofort eine Wappensäule aus Namibia ins Auge. Sie bildet das Hauptobjekt bei der Tagung, die Säule von Cape Cross. Sie ist aus dem 15.Jahrhundert, der Zeit der portugiesischen Herrschaft in Namibia und ging im 19.Jh. in deutschen Besitz über. Die Säule von Cape Cross wurde ins Deutsche Kaiserreich verfrachtet und ist heute in der DHM-Dauerausstellung zu sehen.

Mit der Tagung „Historische Urteilskraft im Deutschen Historischen Museum“ eröffnete DHM Direktor Raphael Gross eine Veranstaltungsreihe, die weitreichende kulturpolitische Folgen haben könnte. Staatsministerin für Kultur Monika Grütters (CDU) begrüßte seine Initiative als „eine neue Art historische Aufarbeitung für ganz Deutschland“. Die Frage von Verantwortung für historisches Leid und Ungerechtigkeit gelte auch für das neue Humboldt-Forum „und dem Anspruch, Berlin als eine „Hauptstadt der Weltkultur“ zu etablieren, fügte sie hinzu. Gross betonte die künftig größere Bedeutung von Provenienz-Forschung und befürwortet kontroverse Debatten über den Umgang mit Exponaten. Der namibische Botschafter Andreas Guibeb sprach in seiner Rede von der Notwendigkeit, einen Rahmen auf Staatsebene für die Rückgabe und Heimkehr von der Säule und anderen „historisch deplatzierte“ Objekten in deutschen Sammlungen zu entwickeln. „Wir wollen die Zukunft besser gestalten als die Vergangenheit,“ sagte er. Rückgabe wäre dabei eine „Geste der Versöhnung“.

Wie in vielen Museen und Orten in der ganzen Welt kamen zahlreiche Objekte nicht durch rechtmäßigen Ankauf oder Erwerb in deutsche Sammlungen. Koloniale Plünderungen, Kriegsbeute, Raubgut, Betrug und anderen Gewalttaten spielten oft eine wichtige Rolle. Die Leiterin der Bibliothek der Universität Namibia, Ellen Ndeshi Namhila, warnte auf der Tagung vor rassistischen Vorurteilen, etwa der Behauptung, dass Museen in ehemaligen Kolonien nicht fachgerecht mit wertvollen Kulturgüter umgehen könnten. Als Beispiel zitierte sie die Tagebücher von Hendrik Witbooi, eines Helden des namibischen Widerstandes gegen die deutsche Herrschaft 1904 -1905. Ellen Namhila beschrieb eindrucksvoll den Weg der Witbooi-Tagebücher in den früheren 20.Jh – vom kolonialen Raubgut zum UNESCO Weltdokumentenerbe.

In der abschließenden Diskussion wiesen Fachreferenten aus Namibia und Deutschland auf eine eher moralisch als völkerrechtliche Pflicht zum Handeln in Sache fragwürdiger Exponate hin, besonders angesichts der Schuld an dem Genozid an den Herero und Nama durch deutsche Kolonialtruppen in 1904-1905.

Bis heute hat Deutschland keine Kompensation an die Nachfahren der Ermordeten bezahlt. 

Karen Margolis/ Barbara Anne Scheffer, Fachausschuss Kulturpolitik