Stärkung des bürger­schaft­lichen En­gage­ments in Zeiten von Corona

Sawsan ChebliSharon Back
Staatssekretärin für Bürgerschaftliches Engagement in der Berliner Senatskanzlei

Die Corona-Pandemie stellt uns alle und zwar grenzübergreifend vor gigantische Herausforderungen. Natürlich kommt es in erster Linie auf Politik und Verwaltung an, hier schnell und unbürokratisch Antworten zu finden und auf die drängendsten, meist auch existenziellen Fragen, Lösungen anzubieten. Aber es kommt eben auch auf eine wache und aktive Zivilgesellschaft, also jeden einzelnen von uns, an, jetzt Solidarität mit unseren Mitmenschen zu zeigen.

Und hier zeigt Berlin gerade sehr viel Herz und Menschlichkeit! Wir erleben eine große Welle der Hilfsbereitschaft: Sei es beim Einkauf für die älteren Nachbarn, beim Besorgen von Medikamenten oder auch dem Leisten von – telefonischer – Gesellschaft, um der Einsamkeit zu begegnen. Wir sehen, dass Supermärkte zum Helfen aufrufen und Wohnungsbaugesellschaften ihren Bewohnern Unterstützung anbieten: Überall wird angepackt. Und vor allem ältere Menschen sind jetzt mehr denn je auf unsere Hilfe angewiesen. 

Der Senat unterstützt dieses Engagement nach Kräften. Als Staatssekretärin Chebli für bürgerschaftliches Engagement bin ich zentrale Ansprechpartnerin für die Fragen rund um das Ehrenamt im Kontext der Coronakrise und stehe im täglichem Austausch mit den Wohlfahrtsverbänden, Religionsgemeinschaften, mit großen und kleinen Initiativen und bespreche, wie wir die Aktivitäten in der Stadt bündeln, akute Probleme lösen und schnell kreative gemeinsame Initiativen bieten können. Alle Ressorts und die Bezirksämter sind eingebunden und unterstützen das vielfältige Engagement. 

Nachfolgend drei Maßnahmen, die die Senatskanzlei gestartet in kürzester Zeit gestartet hat:

  1. Land Berlin hat ein umfassendes Informations-Paket rund um das Thema Ehrenamt und Corona auf dem Engagementportal Bürgeraktiv bereitgestellt. Zentral ist die Aufklärung über den gesundheitlichen Schutz der Freiwilligen und einen verantwortungsbewussten Umgang der Engagierten mit der Corona-Pandemie. Das Portal informiert zudem über Möglichkeiten, anderen Menschen in der Corona-Krise zu helfen und bündelt ehrenamtliche Hilfsangebote. Die Website wird von Tag zu Tag weiter ausgebaut und systematisch mit der zentralen Website zu Corona auf berlin.de verknüpft (www.berlin.de/corona).
  2. Wir haben den Aufbau bezirklicher Koordinierungsstellen gefördert. Unter Hochdruck bauen hier die vom Senat geförderten Freiwilligenagenturen zusammen mit den Stadtteilzentren in den Bezirken Telefon-Hotlines auf, über die Hilfsangebote vermittelt werden können. Acht Bezirke haben schon eine Hotline. Das Angebot richtet sich insbesondere an jene Menschen, die zu Hause bleiben (müssen) und keinen Internetzugang haben.
  3. Der Senat unterstützt die Nachbarschaftsplattform nebenan.de, die auch eine Hotline für Menschen ohne Internetzugang geschaltet hat (0800 8665544) und diese mit Tausenden Hilfeangeboten von Nachbarn für Nachbarn verknüpft.

Aktuell bereiten wir zusammen mit der Gesundheitsverwaltung und der Sozialverwaltung eine gebündelte Information vor, um alle Senioreneinrichtungen direkt und unmittelbar zu informieren und mit den wichtigsten Telefonnummern/ Hotlines zu versorgen.

Wir alle sind gefordert, die Ärmsten vor noch mehr Leid zu bewahren. So haben wir mit einem Amtshilfeersuchen an das THW mitgeholfen, dass die Berliner Tafel ihre Arbeit – wenn auch unter völlig veränderten Bedingungen – fortsetzen kann. 

Es geht in diesen Tagen auch um Arbeitsplätze in sozialen Einrichtungen, in denen sich auch viele Ehrenamtliche und Freiwillige engagieren. Sie mussten häufig Veranstaltungen absagen, haben ihre Beratungsstellen geschlossen, müssen jetzt auf digitale Angebote umschalten. Es ist wichtig, dass die Verwaltung da genau hinschaut und die Möglichkeiten des Zuwendungsrechts nutzt, damit sie gut durch die Krise kommen. Da hängen viele Arbeitsplätze dran. Wir brauchen ihre Kompetenz, spätestens wenn wir aus dem Krisenmodus wieder allmählich in die Normalität kommen. Ein Hinweis ist auch: Unternehmen im sozialen Bereich wie zum Beispiel gemeinnützige GmbH können jetzt wie andere Unternehmen auch Anträge auf Förderung stellen. 

Wir werden weiter daran arbeiten, die Bedingungen des Engagements möglichst so zu gestalten, dass Menschen erreicht werden, die keinen Netzzugang haben, krank sind, aus Angst vor der Ansteckung nicht vor die Haustür gehen und häufig auch vor Corona schon einsam waren. 

Täglich ändert sich die Lage und es kommen neue Anforderungen auf uns alle zu. Da hilft der schnelle Austausch und die pragmatische Suche nach guten Lösungen. Daran arbeitet der Berliner Senat unter Hochdruck.

Freiwilliges Engagement – das zeigt sich in der Krise aufs Neue – macht den Unterschied. Das Ehrenamt ist systemrelevant.