Mehr als nur ein Job: „Ich bin gern hierhergekommen“

Die Deutsch-Nigerianerin Comfort Titus kommt 2003 nach Deutschland. Anfangs arbeitet sie als Putz-, später als Servicekraft. Doch sie will mehr, strengt sich an und bekommt einen Job in der Berliner Verwaltung. Mit der SPD-Spitzenkandidatin verbindet sie ein besonderes Ereignis.

„Das ist mein Aha-Effekt gewesen“, sagt Comfort Titus. Da kam die Tochter einer Freundin von der Schule und weinte. Auf die Frage, warum sie traurig ist, habe das Mädchen nur geantwortet: „Mama, das verstehst du nicht, weil du kein Deutsch kannst.“ Da war für die heute 39-jährige Comfort klar, dass sie noch intensiver Deutsch lernen muss.

„Also packte ich alle DVDs aus Nigeria in einen Karton, fing an, deutsche Zeitungen zu lesen und deutsches Fernsehen zu schauen“, erzählt sie. Das war 2010. Heute, elf Jahre später, ist die Deutsch-Nigerianerin endlich angekommen. Sie ist Angestellte am Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lageso). Bis dahin war es ein weiter Weg, doch sie ist ihn gegangen.

Comfort Titus kommt 2003 nach Deutschland. Da ist sie gerade 21 Jahre alt. Ursprünglich stammt sie aus Port Harcourt in Nigeria. Dort wuchs sie als jüngstes von sieben Kindern auf. Ihre drittälteste Schwester geht als erste nach Deutschland und holt Comfort später nach. Zunächst wohnt sie bei ihr in Potsdam, doch bald zieht es sie nach Berlin.

Sie geht arbeiten: Anfangs ist sie eine Putz-, später eine Servicekraft in einem Restaurant. 2006 lernt sie einen Ghanaer kennen. Sie bekommt Zwillinge: Justin und Joe. Die Beziehung hält nicht, sie muss die Kinder alleine großziehen. „Das Leben war noch unsicher und ich war zu diesem Zeitpunkt noch unentschlossen, ob ich in Deutschland bleibe“, sagt sie über diese Zeit.

Dann folgt der anfangs erwähnte Aha-Effekt. Sie lernt von 2010 bis 2013 intensiv Deutsch. Am Ende schreibt sie eine Prüfung und besteht. Das Examensergebnis bescheinigt ihr ein weit fortgeschrittenes Sprachniveau. 2014 möchte Comfort Titus eine Ausbildung beginnen, doch sie benötigt aufgrund ihrer Kinder einen Beruf mit festen Arbeitszeiten. So fängt sie eine zehnmonatige Schulung an.

Innerhalb dieser Zeit absolviert sie ein zweimonatiges Praktikum im Lageso – zunächst im Archiv. Sympathisch, engagiert und fleißig steht am Ende auf ihrem Praktikumszeugnis. Was danach passiert, überrascht und freut sie sehr: „Ich hatte nicht damit gerechnet, eingestellt zu werden“, erzählt die 39-Jährige. Ein Jahr später ist sie feste Mitarbeiterin im Archiv.

„Ich war so stolz, denn ich konnte meinen beiden Kindern damit zeigen, was möglich ist, wenn man sich anstrengt“, sagt sie. „Zu Weihnachten 2016 waren meine Verwandten ganz erstaunt, als ich ihnen meinen Arbeitsvertrag zeigte“, erzählt sie sichtlich stolz. 2017 wird sie schließlich vom Archiv ins Sachgebiet befördert. „Mein Job in der Verwaltung gefällt mir sehr“, sagt Comfort Titus.

Daher freut es sie, dass sich die SPD als ein Schwerpunktthema die Bürger:innennahe Verwaltung ins Wahlprogramm geschrieben hat. „Ich arbeite gerne im öffentlichen Dienst, und wenn die Berliner Verwaltung noch effizienter und digitalisierter werden soll, finde ich das super“, sagt sie. Ihr Job gefällt ihr sogar so sehr, dass sie jungen Afrikaner:innen davon erzählt.

Dafür tourt sie teilweise durch die verschiedenen freikirchlichen Gemeinden in Berlin. „Viele afrikanische Eltern wollen, dass ihre Kinder Jura oder Medizin studieren“, erklärt sie. Viele würden nicht an einen Job in der Berliner Verwaltung denken. Das dies aber mehr als nur ein toller Job sein kann, so wie es auch im Landeswahlprogramm der Berliner SPD steht, möchte die 39-Jährige den Jugendlichen gerne nahebringen.

In die Partei tritt sie 2018 ein. Mit der Berliner SPD-Spitzenkandidatin verbindet sie ein besonderes Ereignis. „Sie hat mich 2017 eingebürgert“, sagt Comfort Titus und holt ein Foto aus der Mappe mit ihrer Einbürgerungsurkunde, darauf zu sehen: sie und die jetzige Berliner SPD-Spitzenkandidatin. Zum Zeitpunkt des Fotos war Franziska Giffey noch Bezirksbürgermeisterin von Neukölln.

„Als ich sie das erste Mal sah, war ich beeindruckt“, erzählt die 39-Jährige. Sie zu sehen, sei für die Deutsch-Nigerianerin eine Motivation gewesen. „Franziska Giffey ist ein Vorbild“, sagt Comfort Titus und betont: Sie sei gern nach Deutschland gekommen. Das Land habe ihr so viel gegeben. Sie wolle gerne etwas zurückgeben. Am Lageso kam vor kurzem ihr Chef auf sie zu. „Er hatte eine Überraschung für mich“, erzählt sie.  Am 4. Juni dieses Jahres beginnt sie einen Lehrgang – ein Jahr später kann sie sich dann ‚gelernte Verwaltungsfachangestellte‘ nennen.

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Autor:in

Sebastian Thomas

Redakteur der BERLINER STIMME und des vorwärtsBERLIN