In der „Queeren Woche“ hat die Berliner SPDqueer trotz Corona-Pandemie ein breites Angebot an Online-Veranstaltungen auf die Beine gestellt. Gerade in Zeiten von Corona mangle es es der Community an Sichtbarkeit, sagt das SPDqueer-Spitzenduo Mara Geri und Alfonso Pantisano im Interview mit der BERLINER STIMME. Umso wichtiger sind die nun stattfindenden Veranstaltungen.
Die Corona-Pandemie dauert nun schon seit über einem Jahr an. Das hinterlässt Spuren – auch in der queeren Community der Hauptstadt. „Kundgebungen und Veranstaltungen, wie der Christopher Street Day, das Lesbisch-Schwule Stadtfest sowie das LesBiSchwule Parkfest sind abgesagt worden“, erklärt Alfonso Pantisano, Co-Vorsitzender der Berliner SPDqueer. Das habe nicht nur gravierende finanzielle Folgen für die Vereine und Gastronom:innen in der Community, „es hat auch die Begegnung untereinander schwer belastet“.
Gerade die SPD Berlin fühlt sich der queeren Community verbunden, setzt sich leidenschaftlich für ihre Emanzipation ein und unterstützt sie aktiv bei ihrem Empowerment. An erster Stelle steht hierbei der 17. Mai – dieser wird jährlich als internationaler Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transphobie begangen. Als Zeichen der Solidarität hisst der Landesverband am Kurt-Schumacher-Haus die Regenbogen- und die Trans*fahne. Weiterhin veranstaltet die Berliner SPDqueer in der „Queeren Woche“ noch bis Pfingstsonntag, 23. Mai, zahlreiche Onlinediskussionen.
„Wir sind mit die Vielfalt unseres Programms zur „Queeren Woche“ sehr zufrieden, denn wir haben viele tolle Diskussionen, Veranstaltungen und Aktionen zusammengestellt“, sagt Mara Geri, Landesvorsitzende der SPDqueer. Mit Blick auf die bereits durchgeführten und noch geplanten Veranstaltungen erklärt sie: „In diesem Jahr arbeiten wir sehr eng mit den anderen Arbeitsgemeinschaften zusammen.“
Berlin ist mit einer der größten queeren Gemeinschaften in Europa international unsere Regenbogenstadt und darauf bin ich wirklich stolz
Franziska Giffey, SPD-Spitzenkandidatin und Landesvorsitzende
Dadurch ist ein breites Rahmenprogramm für die „Queere Woche“ entstanden: „Die AG Migration und Vielfalt, die Jusos und auch die beiden Fachausschüsse Internationales und Europa haben spannende und wichtige Diskussionen geplant“, erklärt Alfonso Pantisano. So habe zum Beispiel die Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen (ASF) Berlin eine Gesprächsrunde mit dem queer-feministischen, migrantischen Pankower Verein Trixiewiz e. V. initiiert – „ein Verein, der seit über 20 Jahren eine essentielle Arbeit für unsere Community leistet und sich sehr intensiv um viele Frauen* in unserer Stadt kümmert“, sagt der SPDqueer-Landesvorsitzende.
„Das stimmt, denn der Verein arbeitet auch mit queeren Migrant:innen sowie obdachlosen Frauen zusammen“, pflichtet Mara Geri bei. Was die Landesvorsitzende der SPDqueer besonders glücklich macht, ist die Tatsache, dass die Macher:innen um Trixiewiz auch eine wichtige Anlaufstelle für trans* Frauen sind. Es gibt darüber hinaus noch eine weitere Sache, die ihr sehr gefällt: Überwältigt sei man vor allem über den großen Zuspruch, den die „Queere Woche“ in der Berliner SPD erfahre.
„Berlin ist mit einer der größten queeren Gemeinschaften in Europa international unsere Regenbogenstadt und darauf bin ich wirklich stolz“, erklärt Franziska Giffey, Spitzenkandidatin und SPD-Landesvorsitzende. Diese Vielfalt sei ein Ausdruck von Freiheit und eine Bereicherung. „Die Anzahl der in Berlin gemeldeten Übergriffe auf queere Personen ist in den vergangenen Jahren jedoch kontinuierlich angestiegen. Das verurteilen wir aufs Schärfste “, sagt sie ganz deutlich und stellt klar: „Alle Menschen müssen sich in Berlin jederzeit und überall sicher und angstfrei bewegen können.“
Wir als SPD Berlin wollen verstärkt in Präventions- und Sensibilisierungsarbeit investieren, um die queere Community effektiv zu schützen.
Alfonso Pantisano, Berliner Landesvorsitzender der SPDqueer
Ähnlich äußert sich SPD-Landeschef Raed Saleh: „Wir kämpfen für Vielfalt und Respekt und gegen jegliche Form von Intoleranz und Diskriminierung in unserer Gesellschaft. Alle haben das Recht, nach ihren eigenen Wünschen und Vorstellungen zu leben – zu jeder Zeit, an jedem Ort.“ Mit Blick auf die Zahlen, erklärt Alfonso Pantisano: Es sei leider noch immer so, „dass in unserer Regenbogenstadt jeden einzelnen Tag jemand aus unserer Community beleidigt, angegriffen und verletzt wird“.
Deswegen wolle man als SPD Berlin verstärkt in Präventions- und Sensibilisierungsarbeit investieren, um die queere Community effektiv zu schützen. „Im vergangenen Jahr gab es 110 Gewaltdelikte und mehrere hundert Übergriffe aufgrund sexueller und geschlechtlicher Identität“, sagt Andreas Geisel, stellvertretender Landesvorsitzende der Berliner SPD. Wie zuvor Alfonso Pantisano, erklärt auch der SPD-Innensenator, dass sich Berlin „mit einem großen Netzwerk an Beratungs- und Anlaufstellen jeden Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transfeindlichkeit, Gewalt und Bedrohung stellt“.
Mit der Unterstützung des Bündnisses gegen Homophobie und festen Ansprechpersonen für LSBTI bei der Polizei leiste auch diese einen wichtigen Beitrag zur Sensibilisierung für das Thema. „Vielfalt und Selbstbestimmung sind Werte, für die Berlin steht und für die ich mich stark mache“, betont Andreas Geisel. Eine dieser Anlaufstellen ist der sogenannte Nachtbürgermeister im Regenbogenkiez zwischen Nollendorfplatz, Winterfeldplatz, Viktoria-Luise-Platz und Wittenbergplatz im Bezirk Tempelhof-Schöneberg.
Das Team rund um dieses Projekt soll bei Konflikten zwischen Anwohner:innen, Tourist:innen, Barbetreiber:innen als Mediator:innen vermitteln. Mit der Umsetzung des Nachtbürgermeisters beauftragte das Bezirksamt vergangenen März das schwule Anti-Gewalt-Projekt Maneo. Eine erste positive Bilanz zog im August 2020 die SPD-Bezirksbürgermeisterin Angelika Schöttler: „Wir sind auf dem richtigen Weg“.
Mit meinem Coming-out als trans* Frau habe ich mir selbst und meiner Community versprochen alles zu tun, damit auch sie selbstbestimmt und respektiert ihr Leben leben können. Das ist meine Herzenssache und dafür kämpfe ich – jeden Tag.
Mara Geri, Berliner Landesvorsitzende der SPDqueer
Man habe innerhalb kürzester Zeit und unter den besonderen Belastungen der andauernden Corona-Pandemie schon jetzt viel geleistet und aufgebaut, resümiert Bastian Finke, Leiter des Teams Nachtbürgermeister. Positiv sei vor allem: Im Vergleich zum Vorjahr sei die Zahl der Übergriffe gegen homo- oder transsexuelle Menschen im Regenbogenkiez deutlich zurückgegangen. Angesprochen auf die Frage, was die Berliner queere Community außerhalb der „Queeren Woche“ macht, um die Corona-Pandemie zu überstehen, antwortet Alfonso Pantisano: „Wir machen in weiten Teilen genau das, was wir als Community seit vielen Generationen immer wieder tun: Wir haben so gut es ging, also je nach persönlichen Möglichkeiten, zusammengehalten, uns unterstützt und gestützt.“
Das sieht auch Mara Geri und fordert: „Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie dringend bei uns in Deutschland politische Reformen gebraucht werden, die bisher von der CDU und CSU systematisch verhindert werden.“ Doch mit ihrem Coming-out als trans* Frau habe sie sich selbst und ihrer Community versprochen alles zu tun, damit auch sie selbstbestimmt und respektiert ihr Leben leben können. „Das ist meine Herzenssache und dafür kämpfe ich – jeden Tag.“