Vor kurzem bekam ich die Anfrage, einen Text zur Berliner Pride-Saison zu schreiben. Ein paar Zeilen sollten es sein, ein fröhlicher Ausblick. Mir ist aber nicht danach, denn wir haben keinen Grund zu feiern. Die aktuelle Situation ist besorgniserregend und gefährlich, und daher werde ich eine Erinnerung an all das wagen, was war.
Gewesen sind Gewalt und Ausgrenzung, Diffamierungen und Verletzungen. Damit will sich keiner beschäftigen, doch diese Realität bleibt uns queeren Menschen nicht erspart. Allein in Berlin werden jeden Tag mindestens zwei Angriffe verübt. Egal wo in unserer Stadt, der Hass schlägt überall zu.
Wenn man die Tageszeitungen liest, findet sich hierzu keine Schlagzeilen – außer es kommt ganz schlimm. Etwa, wenn sich die trans* Frau Ella am Alexanderplatz selbst anzündet oder in Münster der trans* Mann Malte nach einem Schlag während des CSD stirbt. Warum ist es so still, wenn uns Gewalt angetan wird?
Und warum verdreht Ihr die Augen, wenn wir von der Politik das einfordern, was uns das Grundgesetz verspricht? „Die Würde des Menschen ist unantastbar“ sagt Artikel 1 unserer Verfassung. Das mag für Heteros so sein, für queere Menschen gilt dies leider nicht, denn die Würde von uns wird jeden Tag angetastet. Das ist so, obwohl wir seit ein paar Jahren „sogar“ heiraten dürfen.
Selbstverständlich werden wir auch in diesem Jahr auf die Straße gehen, weil wir auf diese Zustände aufmerksam machen müssen. Wenn Euch also jemand fragen sollte, warum es keinen CSD für Heteros gibt, dann fragt zurück „Wann bist Du das letzte Mal zusammengeschlagen worden, nur weil Du mit Deiner großen Liebe Hand in Hand durch die Stadt gelaufen bist?“.
Ihr merkt: Es ist nicht einfach, unser Leben in Angst zu leben. Es wird Zeit, dass wir alle gemeinsam etwas dagegen tun!
Die SPDqueer Berlin findet Ihr mit einem Stand auf dem Lesbisch-Schwulen Stadfest am 15./16. Juli 2023. Auf der CSD-Parade am 22. Juni 2023 wird es einen Truck geben mit der Nr. 20.