Andreas GeiselSPD Berlin/Sebastian Thomas

„Wir müssen Tempo machen“: Berlins Bausenator will schnell und unkompliziert bezahlbaren Wohnraum bauen

Steigende Baupreise, Materiallieferengpässe und teuere Rohstoffe: Für Bausenator Andreas Geisel haben sich durch den Krieg in der Ukraine die Rahmenbedingungen für den Wohnungsneubau in Berlin dramatisch verändert. Wie er dennoch zügig und unkompliziert bauen möchte, erzählt er im Interview mit dem vorwärtsBERLIN in Kooperation mit der BERLINER STIMME.

vorwärtsBERLIN: Lieber Andreas, am 28. Januar tagte das Wohnungsneubau-Bündnis zum ersten Mal. Wie bewertest du die bisherige Arbeit des Zusammenschlusses?

Andreas Geisel: Positiv, es ist ein Gewinn, dass wir so viele unterschiedliche Partner an einen Tisch gebracht haben: von den Gewerkschaften, der IHK und dem Mieterverein über die kommunale und private Wohnungswirtschaft bis hin zu Politik und Verwaltung. Unsere ehrgeizigen Wohnungsneubauprogramme werden wir nur mit einer gemeinsamen Kraftanstrengung erreichen. Die privaten und die kommunalen Gesellschaften müssen bauen, die Verwaltung muss schneller genehmigen. Wir stehen alle in der Pflicht, schnell bezahlbare Wohnungen zu errichten. 

200.000 Wohnungen bis 2030, 20.000 Wohnungen pro Jahr – wie ist dieses Ziel zu erreichen?

Das Ziel ist ambitioniert. Vor dem Krieg in der Ukraine hätte ich gesagt: Das schaffen wir sicher. Die Rahmenbedingungen haben sich in den vergangenen Wochen aber dramatisch verändert. Die Baupreise steigen, wegen des Krieges werden die Rohstoffe noch teurer als sie es vorher schon waren. Die Bauindustrie warnt bereits vor Materiallieferengpässen.

Diese Warnungen müssen wir ernst nehmen. Wir stehen vor der Herausforderung, dass viele Menschen jetzt eine Wohnung brauchen – auch viele Geflüchtete. Deswegen müssen wir Tempo machen, Bauland aktivieren, landeseigene Grundstücke sinnvoll entwickeln, das heißt mit Blick auf klimagerechtes Bauen die Flächenversiegelung geringzuhalten und in die Höhe zu gehen.

Dann brauchen wir in der Gesellschaft einen Mentalitätswechsel. Die Menschen müssen gut, sicher und bezahlbar wohnen können. Ohne Neubau wird das nicht gehen. Dafür brauchen wir eine gesellschaftliche Akzeptanz des Wohnungsbaus.

Reicht die Fläche für 200.000 neue Wohnungen in Berlin aus?

Klares Ja, wir haben Ende März einen umfassenden Wohnungsneubaubericht veröffentlicht. Darin konnten wir das Flächenpotenzial gut abbilden. Wir haben 17 neue Stadtquartiere in der Planung beziehungsweise Entwicklung. Hinzu kommen Aufstockungen auf Bestandsgebäuden, Nachverdichtungen, das Überbauen von Parkplätzen und eingeschossigen Supermärkten. Berlin hat also noch Platz zum Wachsen. Wir müssen dieses Wachstum aber auch sozial gerecht gestalten, indem wir für ausreichend bezahlbare Wohnungen in allen Teilen der Stadt sorgen.

Wie bewertest du die geglückte Initiative zum Vorverkaufsrecht im Bundesrat von Berlin und Hamburg?

Darüber bin ich sehr froh. Der Vorstoß von Berlin und Hamburg war sehr wichtig. Der Bundesrat hat ein klares Signal in Richtung Bundesregierung gesendet. Und ich bin sicher, dass die Signale dort angekommen sind. Die Städte und Kommunen müssen über das Vorkaufsrecht wieder handlungsfähig werden, wenn es darum geht, Mieterinnen und Mieter zu schützen. Wenn Zweifel an den Absichten eines privaten Käufers bestehen, ist es richtig, dass der Staat sein Vorkaufsrecht zieht. So erhalten wir den sozialen Frieden in unseren Städten und Kommunen.

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Autor:in

Sebastian Thomas

Redakteur der BERLINER STIMME und des vorwärtsBERLIN