Jeden Tag erreichen Menschen aus dem Kriegsgebiet die deutsche Hauptstadt. Dabei steht Berlin zusammen, ganz besonders in Krisenzeiten. SPD-Landeschef Raed Saleh benennt in seinem Kommentar für die BERLINER STIMME die drei zentralen Säulen der Integration: Bildung, Arbeit und Wohnen.
„Nie wieder Krieg in Europa.“ Dieser Leitspruch ist seit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine am 24. Februar nur noch ein Wunsch aller Demokratinnen und Demokraten. Die Form der russischen Aggression stellt uns alle vor immense Herausforderungen. Unsere Haltung ist klar: Wir stehen an der Seite der Ukrainerinnen und Ukrainer.
Berlin steht zusammen, ganz besonders in Krisenzeiten. Als deutsche Hauptstadt ist Berlin auch als Hauptstadt der Vielfalt, Toleranz und des Schutzes in diesen Zeiten besonders gefordert. Gemeinsam mit der Zivilgesellschaft haben wir uns der Aufgabe von Beginn an gestellt. Die Hilfsbereitschaft der Berlinerinnen und Berliner ist grenzenlos. Wir alle können stolz auf unsere Stadt sein.
Wenn wir die Bilder der zerbombten Häuser und Straßen in der Ukraine nach den immer neuen Angriffen Russlands sehen, wird schnell klar, dass viele Geflüchtete bei uns bleiben: manche nur kurz, einige für länger und andere für immer. Deswegen ist es jetzt entscheidend, die Grundlagen für eine gelingende Integration in unsere Stadtgesellschaft zu schaffen.
Dafür sind insbesondere drei Säulen der Integration entscheidend: Bildung, Arbeit und Wohnen. Wichtig ist jetzt, dass wir die Fehler der vergangenen Jahrzehnte nicht wiederholen. Es muss unser Ziel sein, ukrainische Kinder schnell in unser Schulsystem zu integrieren – bestenfalls so schnell wie möglich in unsere Regelklassen.
Denn wenn wir eins gelernt haben, dann das, dass es der größte Fehler war, die sogenannten Gastarbeiterkinder in separaten Klassen zu beschulen nach dem Motto „Irgendwann gehen die zurück“. Wir haben es oft nicht geschafft, Kindern aus arabischen und türkischen Familien weder ihre Heimatsprache noch die deutsche Sprache richtig beizubringen. Dieser doppelte Analphabetismus darf uns nun mit den ukrainischen Schülerinnen und Schülern nicht noch einmal passieren.
Aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen, bedeutet nun auch, Berufsabschlüsse zügig anzuerkennen. Das muss schneller gehen, als es bislang der Fall war, denn: Auch Arbeit schafft Integration. Zudem geht es in der Wohnungsbaupolitik nun um eine angemessene Reaktion: Tausende Ukrainerinnen und Ukrainer wollen langfristig in Berlin bleiben. Um das Angebot an Wohnungen zu erhöhen, braucht es jetzt noch mehr Tempo.
Wenn es uns gelingt, die Integration der geflüchteten Ukrainerinnen und Ukrainer nun anhand der drei Säulen Bildung, Arbeit und Wohnen erfolgreich zu gestalten, kann Berlin ein Vorbild mit Perspektive für die gesamte Bundesrepublik sein. Es gilt nun, die Stärke unserer Hauptstadt, also Vielfalt, Offenheit und Toleranz auch integrativ so zu nutzen, damit Berlin zu einem neuen und friedlichen Zuhause für Ukrainerinnen und Ukrainer wird.