Für Gordon Lemm, Bezirksschulstadtrat von Marzahn-Hellersdorf, war die Schließung der Berliner Schulen am 17. März ein nie da gewesener Einschnitt. Die damit einhergehenden Einschränkungen, sagt er, waren bei Schülerinnen und Schülern wie Eltern enorm. In seinem Gastbeitrag beschreibt er, wie alle Beteiligten mit den neuen Herausforderungen umgegangen sind.
Die Liste ist lang: Angefangen von fehlender Tagesstruktur, dem eingeschränkten Kontakt zu Freunden, den fehlenden Betreuungs- und Unterstützungsmöglichkeiten durch Schulen bis hin zur Überforderung der Eltern. Unsere Schulen haben versucht zu reagieren und soweit es ging, Eltern sowie Schülerinnen und Schüler zu unterstützen.
Das ist in manchen Schulen gut, in anderen weniger oder kaum gelungen. Unsere Schulen sind von ihren Lernangeboten größtenteils auf den Präsenzunterricht ausgerichtet. Ein einfaches Umschalten auf digitale Lernangebote und Betreuung durch unsere Pädagoginnen und Pädagogen war nicht möglich.
Viele (Eltern) wurden in der Zeit der Ausgangsbeschränkungen gezwungenermaßen zum Lehrerinnen- und Lehrerersatz.
Weder verfügen alle Schulen über die notwendige Infrastruktur, noch lassen sich Lehrpläne und Unterrichtsvermittlung in so kurzer Zeit auf digitale Angebote umstellen. Bund und Land haben hier mit wichtigen Initiativen versucht gegenzusteuern. Sei es der Digitalpakt des Bundes, die Senatsinitiative „Lernbrücken“ oder die Ausgabe von knapp 10.000 Tablets an Schülerinnen und Schüler.
Digitalisierung ist kein Selbstzweck und kein schulisches Allheilmittel sowie pädagogisch nicht unumstritten. In der jetzigen Krise zeigt sich aber, dass sie für Schulen mehr Möglichkeiten der Wissensvermittlung bietet und Unterrichtsausfall kompensieren kann. Das „Fernlernen“ stellte nicht nur für Pädagoginnen und Pädagogen sowie Schülerinnen und Schülern, sondern auch für Eltern eine große Herausforderung dar: Viele wurden in der Zeit der Ausgangsbeschränkungen gezwungenermaßen zum Lehrerinnen- und Lehrerersatz.
Insbesondere für Eltern im Homeoffice oder Alleinerziehende eine Situation im Ausnahmezustand. Als Bezirk haben wir daher seit Ende März versucht, unsere Familien mit Linksammlungen und Zeitungsannoncen zum Homeschooling zu unterstützen. Seit Mai gibt es auch eine diesbezügliche Landes-Broschüre. Kopfzerbrechen hat Schulen und Schulämtern die Deutung und Umsetzung der Senats-Hygienevorschriften bereitet.
Die sehr geringe Zeit zur Umsetzung und Vorbereitung, gepaart mit Unsicherheiten im Umgang mit dem Virus hat ein schnelles und geräuschloses Umsetzen der Vorgaben leider verhindert. Hier zeigt sich der Mehrwert einer guten und rechtzeitigen Kommunikation von Maßnahmen. Immerhin: Einen positiven Effekt hatte die Corona-Krise.
Wir haben an allen Schulen unseres Bezirks die zusätzliche, sechsstündige Tagesreinigung umsetzen können. Ein großes, bildungspolitisches Ziel, für das wir lange gekämpft haben.