Raed Saleh (l.) & Niklas KossowSPD Berlin/Sebastian Thomas

Zu Fuß mit Raed Saleh: „Spielplätze sind Schutzräume für Kinder“

Berlinerinnen und Berliner treffen, wo sie unterwegs sind: auf der Straße oder im Park im Kiez und mit ihnen ins Gespräch kommen – nach diesem Motto besucht der Berliner SPD-Landesvorsitzende Raed Saleh seit einiger Zeit die Wahlkreise verschiedener SPD-Kandidat:innen für das Abgeordnetenhaus. Am Montag ging es nach Friedrichshain-Kreuzberg in den Wrangelkiez – genauer: in den Wahlkreis von Niklas Kossow – der junge SPD-Kandidat formuliert auf der Tour einen besonderen Wunsch.

„Als der SPD-Landesvorsitzende Raed Saleh die Gruppe an der Ecke Schlesische Straße und Falckensteinstraße erreicht, strahlt er: „Ich liebe Wahlkampf“, sagt er. Mit Leuten ins Gespräch kommen mag er laut eigener Aussage ganz besonders. Neben dem Landesvorsitzenden der Berliner Sozialdemokrat:innen steht der SPD-Kandidat Niklas Kossow. Er tritt für die Wahl zum Abgeordnetenhaus im Wahlkreis 2 im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg an. Der 32-Jährige hat die Chance ergriffen und Raed Saleh auf eine Tour durch seinen Wahlkreis eingeladen.

von links nach rechts: Jakob Cort, Niklas Kossow, Moritz Denis, Paula Camara, Raed SalehSPD Berlin/Sebastian Thomas
Begutachten die Spielplätze im Kiez (v. l. n. r.): Jakob Kort, Mitgründer der Initiative „Spielplatz in Not“, SPD-Kandidat Niklas Kossow, daneben Moritz Denis – er unterstützt den AGH-Kandidaten im Wahlkampf -, „Spielplatz in Not“-Gründerin Paula Camara und der Berliner SPD-Landesvorsitzende Raed Saleh.

Stationen der Tour sind mehrere Kinderspielplätze im Kiez. Die 37-jährige Paula Camara und Mutter eines Kindes begleitet die Gruppe. Während sie spricht, zeigt sie auf die Spielstätten für Kinder. Diese seien häufig stark verunreinigt – mit Spritzen, Dreck, Kot. Das bestätigt auch Niklas Kossow und fügt hinzu: „Während des Lockdowns verlagerte sich der Drogenkonsum in den Park und in den Kiez“, erklärt er.

Was ein verunreinigter Spielplatz für ein Kind bedeutet, hat die 37-jährige Paula Camara selbst erfahren. Es war ein Tag im Februar vergangenen Jahres: Da erhielt sie einen Anruf von der Kita ihres Sohnes. Der Kleine hatte eine Spritze auf einem Spielplatz im Görlitzer Park aufgehoben und sich damit gestochen. Mehrere Blutabnahmen später hatte eine Ärztin erklärt, dass es unwahrscheinlich sei, dass sich das Kind mit HIV infiziert hat. Von da an wollte die 37-jährige etwas tun.

Das Kindeswohl hat oberste Priorität

Raed Saleh, SPD-Landesvorsitzender

Erst schrieb sie einen Brief an die Bezirksbürgermeisterin, danach teilte sie ihren Fall in einer Nachbarschaftsgruppe auf Facebook – die Resonanz der Eltern aus dem Kiez war enorm. Schließlich gründete sie im August vergangenen Jahres die Initiative „Spielplatz in Not“. „Bis heute unterstützen die Aktion über 100 Elternpaare“, sagt Paula Camara. Zu den Unterstützer:innen zählt auch Cansel Kiziltepe, SPD-Bundestagsabgeordnete. Auch sie ist an diesem Tag mit auf der Tour unterwegs.

v. l. n. r.: Paula Camara, Cansel Kiziltepe, Raed Saleh, Niklas KossowSPD Berlin/Sebastian Thomas
Die Tour führt die Gruppe auch durch den Görlitzer Park (v. l. n. r.): Paula Camara, SPD-Bundestagsabgeordnete Cansel Kiziltepe, Raed Saleh, Niklas Kossow

„Wir müssen klar und deutlich sagen, was Sache ist: Spielplätze gehören den Kindern“, stellt sie klar. Gleichzeitig müssten für Wohnungslose durch Sozialarbeit Perspektiven geschaffen werden. Raed Saleh hört die ganze Zeit aufmerksam zu, schaut ernst und findet anschließend ebenso deutliche Worte. Er fordert klare Spielregeln: „Spielplätze sind Schutzräume für Kinder und Eltern.“ Soziale Räume müssten klar definiert werden – und gerade Spielplätze seien Taburäume. Doch auch für Wohnungslose müssten Räume geschaffen werden. Dennoch, sagt er, „das Kindeswohl hat oberste Priorität“.

Ich plädiere für einen Kiezbeauftragten.

Niklas Kossow, AGH-Kandidat für die SPD im Wahlkreis 2 in Friedrichshain-Kreuzberg

Mittlerweile ist die Gruppe im Görlitzer Park angekommen. Menschen sitzen auf Decken auf der Wiese, Leute auf Rädern fahren vorbei – weiter hinten im Park spielt eine große Gruppe Kinder, ihre Eltern stehen oder sitzen daneben. Vor einem der alten Bahnhofsgebäude, die im Görli zu finden sind, kommt die Gruppe zum Stehen. An dieser Stelle befinden sich die Räumlichkeiten des Vereins „Gangway“. Paula Straube und Nyima Jadama – beide bei „Gangway“ aktiv – erwarten die Besucher:innen bereits. Straßensozialarbeit steht bei dem Verein im Mittelpunkt.

„Wir beraten Jugendliche, helfen bei Anträgen, buchen Termine bei Bürgerämtern oder bieten eine kostenlose Rechtsberatung für Bürger:innen an, die sich eine Erstberatung nicht leisten können“, erklärt Paula Straube. Gerade die Sozialarbeit möchte Niklas Kossow stärken – damit Menschen geholfen werden kann, auch um gar nicht erst in die Drogenabhängigkeit zu geraten. Drogenkonsument:innen sollten seiner Meinung nach jedoch auch nicht verdrängt werden, sondern für sie sollten ebenso Räume geschaffen werden.

Niklas Kossow (l.) & Raed SalehSPD Berlin/Sebastian Thomas
Er fordert einen Kiezbeauftragten: AGH-Kandidat Niklas Kossow (l.) – hier im Gespräch mit dem SPD-Landesvorsitzenden Raed Saleh.

Um das Drogenproblem zumindest teilweise von der Straße zu bekommen, plädiert er für die Legalisierung von Marihuana. „Weiterhin wünsche ich mir, dass die Spielplätze im Kiez grundlegend erneuert werden“, sagt er. Und genau da, wo Reste von genannter Abhängigkeit auf Spielplätzen, vor Haustüren oder auf der Straße zu finden sind, wünscht er sich eine bestimmte Stelle beim Bezirksamt: „Ich plädiere für einen Kiezbeauftragten, der sofort zur Stelle ist und 24 Stunden erreichbar ist.“

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Autor:in

Sebastian Thomas

Redakteur der BERLINER STIMME und des vorwärtsBERLIN