Uwe BrockhausenSPD Berlin/Sebastian Thomas

In seinem Bezirk schlummert viel Potenzial: „Enormer Wandel steht bevor“

Uwe Brockhausen ist Bezirksbürgermeister von Reinickendorf. Er ist sich sicher, dass durch die Schließung des ehemaligen Flughafens Tegel sein Bezirk enorm verändert wird. Diesen Wandel will er nutzen – wie genau und was bezahlbarer Wohnraum damit zu tun hat, erklärt er im Interview mit dem vorwärtsBERLIN.

Lieber Uwe, warum Reinickendorf? Warum bist du gerne Bürgermeister dieses Berliner Bezirks?

Weil ich hier die Möglichkeit habe, unmittelbar das Leben der Menschen zu verbessern und zu gestalten. Gute Lokalpolitik ist bürgernah und transparent. Beidem fühle ich mich verpflichtet. Außerdem darf ich in und für einen sehr schönen Bezirk arbeiten, in dem ich seit meiner Geburt sehr gern lebe. Mein Ziel ist, Reinickendorf gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern voranzubringen, damit alle Menschen in unserem Bezirk gut leben und sich wohlfühlen können. Hier haben wir uns viel vorgenommen. 

In einem Kommentar in der B.Z. von diesem Jahr sagst du, dass Reinickendorf als Berliner Bezirk bei den Leuten immer noch Bilder hervorruft, die so nicht mehr zeitgemäß sind. Welche Bilder sind das und wie willst du das in Zukunft ändern?

Ich bin überzeugt, unserem Bezirk steht ein immenser Wandel bevor. Wer bisher an Reinickendorf dachte, hatte vielleicht nicht unbedingt junge Leute, die hier studieren und die Zukunft des städtischen Zusammenlebens erforschen, vor Augen. So schön die Seen und Wälder, so berühmt die Gebrüder Humboldt und so heimatverbunden die Urberliner unter den Reinickendorfern auch sein mögen: Nach dem endgültigen Abflug der letzten Jets aus Tegel wird sich TXL neu erfinden, um in anderer Hinsicht Berlins erste Adresse zu werden: als Zukunftswerkstatt der Region. Unsere Standortkampagne „Kurs Nordwest“ zeigt das enorme wirtschaftliche Potenzial, das in Reinickendorf nur darauf wartet, gehoben zu werden. Mit dem künftigen Wirtschafts- und Forschungsstandort auf dem Gelände des ehemaligen Flughafens Tegel und dem benachbart entstehenden Kurt-Schumacher-Quartier mit nachhaltig gebauten Wohnungen für rund 10.000 Menschen blicken wir sehr optimistisch in die Zukunft, die – und das ist mir wichtig – auch in angrenzen Kiezen unseres Bezirkes spürbar werden muss.

Du hast, wie Franziska Giffey, die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum zur Chefsache erklärt. Ein Treffen mit allen Beteiligten sollte folgen. Was ist bis heute geschehen?

Ein solches Treffen, zu dem sowohl Wohnungsbaugesellschaften als auch –genossenschaften eingeladen werden sollen, wird gerade vorbereitet. Wir wollen das Bündnis für Wohnungsbau und bezahlbares Wohnen in Berlin mit einem starken Beitrag aus Reinickendorf unterstützen. Daher habe ich bereits viele Gespräche mit Wohnungsbaugesellschaften, Genossenschaften und Investoren geführt. Damit ist eine gute Grundlage geschaffen worden, um ein großes Treffen in unserem Bezirk vorzubereiten, das bald stattfinden soll. Ich möchte diesen Austausch organisieren, um für unseren Bezirk alle Möglichkeiten auszuschöpfen, neuen und bezahlbaren Wohnraum zu schaffen.

Welche Themen werden dich in den nächsten fünf Jahren noch begleiten?

Von unserer Agenda möchte ich fünf Punkte hervorheben:

Die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum. Außerdem eine leistungsfähige, bürgernahe und stärker digitalisierte Verwaltung sowie ein deutlicherer Reinickendorfer Beitrag zum Klimaschutz, zum Beispiel indem wir eine Klimaschutzstelle einrichten, die das gesamte Handeln des Bezirks nach Optimierungspotenzialen abklopft. Darüber hinaus effektive Schritte zur Verkehrswende: kürzere Taktzeiten im ÖPNV, attraktive und flexible Angebote auch in Außenbezirken, Verlängerung der U 8 ins Märkische Viertel. Schließlich die gemeinsame Suche mit Senat und den Nachbargemeinden nach neuen Angeboten für Pendler zum Umstieg vom Auto auf die Bahn, um den Bezirk vom Durchgangsverkehr zu entlasten

Wenn du gerade einmal nicht Bezirksbürgermeister bist – wo in Reinickendorf könnte man dich am ehesten antreffen und warum?

Eigentlich nehme ich diese Aufgabe immer wahr. Überall im Bezirk werde ich von unseren Bürgerinnen und Bürgern auf kleine und große Anliegen angesprochen. Das macht auch eine gute Kommunalpolitik aus, sich um die Probleme engagiert zu kümmern. Aber zum Kern der Frage: Ich genieße meine Freizeit gern beim Spazierengehen entlang der Seen und Wälder. Vor allem die Greenwichpromenade in Tegel oder den Hubertussee in Frohnau kann ich nur empfehlen.

Lieber Uwe, danke für das Gespräch.

Autor:in

Sebastian Thomas

Redakteur der BERLINER STIMME und des vorwärtsBERLIN